Rechenschwächetherapie (Arithmasthenie/Dyskalkulie)
„Du musst alles nur genau lesen, dann weißt du was zu tun ist!“
„Jetzt streng dich doch mal an!“
„Du musst mehr üben!“
„Wieso verstehst du das denn nicht??“
6-7% aller Grundschulkinder haben eine Rechenschwäche.
Diese Kinder/Jugendliche, ihre Eltern und Lehrer erleben täglich eine gewisse Hilflosigkeit, wenn es mit der Mathematik einfach nicht klappen will.
Die Rechenschwachen unterscheiden sich zum Einen in ihren mathematischen Leistungen deutlich von ihrem allgemeinen Leistungsniveau und zum Anderen machen sie systematische (aber in sich logische) Denkfehler, die zu den beobachtbaren Rechenfehlern führen.
Ursachen sind die fehlenden zugrunde liegenden logisch-abstrakten und mathematischen Kompetenzen:
Diese zeigen sich in unausgereiften oder fehlenden Konzepte bezüglich Kategoriesierungsleistungen, Raum-Lage Anordnungen, Gleichheit und Unterschiedlichkeit, Mengenverständnis und Handlungsverständnis- um nur einige kognitiven Konzepte zu benennen.
Diese fehlenden Grundlagen führen z.B. dazu, dass keine Verständnis für die Handlung mit Zahlen (Rechenoperationen), für die Systematik des Zahl- und/oder des Stellenaufbaus, für den Umgang mit weiteren Größen wie Längen, Zeit und Geld aufgebaut werden kann.
Übung macht erst dann Sinn, nachdem die Rechenschwachen diese fehlenden Konzepte aufgebaut haben. Dann soll Verstandenes schnell abrufbar gemacht werden.
Betroffenen fallen z.B. durch Unsicherheit im Alltag bzgl. Mengeneinschätzungen, Umgang mit Geld, Umgang mit Vergleichen /Verhältnissen/Proportionen, Zeit- und Längeneinschätzungen, oder durch Unsicherheiten in der räumlichen Wahrnehmung, Perspektiveübernahme und Probleme mit den Seitigkeiten auf.
Beispiele
Wenn Sie an den folgenden Beispielen ihr Kind wiedererkennen, dann ist eine genauere Diagnostik ratsam und notwendig.
- Mengen können nicht eingeschätzt werden
- Der innere Zusammenhang der Zahlen ist noch ungeklärt
- Logische Schlüsse sind daher rechnerisch nicht nutzbar, z.B. 5+2 ist eins mehr als 5+1
- Zählendes Rechnen
- Zählen beginnt immer bei 1 z.B. bei 5+2 wird von 1 bis 7 hochgezählt
- Bekannte Mengen werden immer wieder neu abgezählt.
- Der Vergleich von Mengen ist durch inkorrekte Nutzung der dazu notwendigen Vergleichswörtern wie größer/kleiner, länger/kürzer, mehr/weniger, älter/jünger usw. erschwert oder unmöglich
- Rückwärtszählen gelingt nicht oder nur bei hohem Übungsaufwand
- Das Zählen in größeren Schritten gelingt nicht
- Fehlerhafter Umgang mit der Null
- Fehlender oder fehlerhafter Umgang mit Zeit und Geld, Längen etc.
- Unsinnige Lösungen werden nicht erkannt
- Zählhandlungen können nicht als Rechenoperation dargestellt werden. Das Kind ist dadurch unsicher, an welcher Position das (abgezählte) Ergebnis innerhalb der Rechnung gehört
- Textaufgaben können nicht in eine mathematische Gleichung überführt werden.
- Zähl- und Rechenergebnis können sich unterscheiden, aber ohne dass darin ein Fehler erkannt wird.
- Vertauschen der Rechenzeichen, Wechsel von Rechenzeichen wird nicht beachtet
- Der Zusammenhang der Rechenoperationen ist nicht verstanden
- Die Zehnerbündelung kann nicht geleistet werden, z.B. 10 Einer werden nicht als 1 Zehner behandelt. Entsprechend gelingt es nicht bei 1 Hunderter, 1 Tausender etc. einen Vorstellung über deren Größenverhältnisse aufzubauen.
- In der Folge davon werden die Stellenwerte nicht als Verzehnfachung des vergangenen Stellenwertes verstanden
- Die Stellenübergänge werden nicht oder nur fehlerhaft beachtet
- Beim schriftlichen Rechnen wird fehlerhaft Untereinandergeschrieben
- Das Umrechnen von Größen gelingt nicht
- Übungs- und Hausaufgabensituationen enden in beidseitigem Frust, Hilflosigkeit, Wut, Trauer, Trotz- und Abwehrverhalten
- Konzentrationsschwäche, mit oder ohne (motorische) Unruhe
- Der problematische alltägliche Umgang mit Zeit und Geld belastet das Familienleben
- Das Kind bezeichnet sich selbst als „dumm“
- Das Kind entwickelt eine Misserfolgserwartungen die sich auf andere Schulfächer überträgt
- Psychosomatische Reaktionen treten auf: Schlafstörungen, Kopf- Bauchweh oder Übelkeit
- Leistungs- und Versagensängste und mangelndes Selbstvertrauen
- Das Kind nimmt in der Klasse eine Außenseiterrolle ein, wird gehänselt
Diese beschriebenen Probleme und dysfunktionalen kognitiven Gewohnheiten sind diagnostizier- und therapierbar.
Dazu muss die Diagnostik nicht die Anzahl der Rechenfehler offenlegen, sondern die Qualität der Denkprozesse sichtbar machen. Das gelingt, indem man feststellt, was ihr Kind denkt und schlussfolgert, was es sich unter Mächtigkeiten und Rechenoperationen vorstellt, über welche Grundlagen es erfügt und/oder wie weit das abstrakte Denken ausgebildet ist.
Dies gelingt, wenn standardisierte Verfahren durch das Informelle Gespräch bereichert und durch Aufgabenstellungen aus dem Grundlagenbereich der Mathematik erweitert werden.
Die Analyse und Interpretation der diagnostischen Ergebnisse legt die Förderplanung fest -nicht das Alter, die Klassenstufe oder der aktuelle Schulstoff des Kindes!
Eine Rechenschwäche „verwächst“ sich nicht wie häufig angenommen- sie ist aber therapierbar. Ziel der Therapie ist nicht nur der Aufbau der mathematischen Kompetenzen und das Anschließen an den aktuellen Schulstoff, sondern vielmehr die selbständige und langfristig gelingende Teilhabe an der mathematischen Beschulung.
Hier können Sie die "Postkarte" als PDF herunterladen:Postkarte_Birne-An_GDvorak_Lerntherapie.pdf
Zu meiner Person:
Ich bin Diplom-Psychologin und Heilpraktikerin, seit 1996 als Rechenschwächetherapeutin und seit 1999 als Heilpraktikerin in eigener Praxis tätig.
Als Diplom-Psychologin war ich bis April 2013 im Institut zur Therapie der Rechenschwäche/Arithmasthenie (in Stuttgart, Kirchheim u.T., Tübingen, Ludwigsburg, Mannheim, Karlsruhe) in Tübingen und neben Therapie, Beratung von Eltern, Fort- und Weiterbildung der Eltern und Lehrer tätig. Ebenso war ich an der Entwicklung des Therapieprogramms für die Vorschule „Menge-Raum-Zahl“ einer Erweiterung des „Therapie-programms Mathematik“ beteiligt.
Weiterhin bin ich Gründungsmitglied von proLogika e.V. und aktiv daran beteiligt, die Ziele des gemeinnützigen Vereins wie die Förderung der logisch-mathematischen Entwicklung im Vorschulalter umzusetzen und ErzieherInnen und andere Berufsgruppen darin fortzubilden.
Seit Mai 2013 biete ich nun in eigener Praxis in Tübingen und Mössingen Rechenschwächetherapien und -diagnostik an und kann sie mit den Methoden der naturheilkundlichen Praxis ergänzen, wenn dies gewünscht wird.
Neben der psychologischen-lerntherapeutischen Arbeit lasse ich gegebenenfalls auch Elemente der Naturheilkunde, Ernährungsberatung, Kinesiologie, Entspannungs- und Gesprächstherapie in die Arbeit mit einfließen.
Die Art der Anwendung stimme ich individuell auf meine Klienten ab und bespreche den Ablauf. Auch mit Ihnen als Erziehungsberechtigten führe ich natürlich entsprechende Beratungsgespräche.
In der praktischen Anwendung kann es sein, dass ich Ihr Kind in der Entspannungsphase eventuell auf eine Phantasiereise schicke oder über einige gezielte Bewegungsübungen aus dem Bereich der Kinesiologie eine Möglichkeit biete, den Körper neu zu erfahren oder mit Klangtherapie und Ent-spannungsmassage eine Unterstützung im Bereich des Lernens zu geben.